Im April 2019 erhielt ich einen unerwarteten Telefonanruf von Herrn Norbert Ehlen, einem entfernten Verwandten und seines Zeichens erfahrener Montessori-Pädagoge, mit der für mich sowohl überraschenden als auch überaus erfreulichen Ankündigung, dass er vorhat, unserer Schule sein – zwar gebrauchtes aber durchaus neuwertiges – Montessori-Material zu spenden. Bei der Durchsicht einer von Herrn Ehlen erstellten Auflistung aller seiner Materialien, schlug mein „Montessori-Herz“ bereits höher; gleichwohl war mir das ganze materielle und emotionale Ausmaß dieser großherzigen Spende noch nicht wirklich bewusst.
Voller Vorfreude – aber auch Anspannung wegen der langen Fahrt – machte ich mich mit einem Kleintransporter und in Begleitung meines Ehemannes auf die Reise in die über 600 km entfernte Stadt Velbert bei Essen. Voller Herzlichkeit wurden wir dort von dem rüstigen 94jährigen Norbert Ehlen in seinem blühenden, eingewachsenen Garten begrüßt.
Was ich dann bei Kaffee und Kuchen von ihm erfuhr, erzeugte bei mir ein absolutes Gänsehautfeeling und darum möchte ich es hier für alle wiedergeben.
Nach dem Krieg begann unser Gönner seine Ausbildung als Grundschullehrer und belegte unter anderem bei Prof. Dr. Helene Helming einen Kurs für „Montessori-Pädagogik“. Und das Besondere, für mich unglaublich Emotionale, ist: Die Dozentin Frau Prof. Dr. Helene Helming war selbst und höchstpersönlich Schülerin von Maria Montessori in einem der Kurse, die diese zur Ausbildung der „neuen Lehrerin“ anbot.
Mit Herrn Ehlen, der 1963 Schulleiter der St.-Suitbertus-Schule in Heiligenhaus wurde, zog auch der Montessori-Gedanke und seine Umsetzung in diese Schule ein. Durch und durch von der Montessori-Pädagogik überzeugt, wirkte er mit Gleichgesinnten im sogenannten „Düsseldorfer Kreis“ und später in der Deutschen Montessori Vereinigung e.V. mit Sitz in Aachen an der Entwicklung und Verbreitung der Montessoripädagogik in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg mit und wurde dafür 2011 mit dem Deutschen Montessori-Preis geehrt.
Auf meine Frage, warum er unserer Schule diesen „Montessori-Schatz“ spenden wolle, antwortete er überaus liebenswert: „Das Material gehört in die Hände der Kinder, das ist mir das Wichtigste!“ So war das Einladen der großen Kisten und Kartons mit dem wertvollen Inhalt ähnlich berührend wie der Abschied von diesem beeindruckenden Mann.
Groß waren das Staunen und die Begeisterung unserer Kinder bei der Erzählung von meiner Reise, der Lebensgeschichte und der großzügigen Schenkung durch Herrn Ehlen. Keiner der Schülerinnen und Schüler ließ es sich nehmen, mitzuhelfen und die vollbepackten Kartons in das Schulhaus zu tragen. Nicht nur die Kinder, auch die Pädagogen bekamen dann große, leuchtende Augen als beim gemeinsamen Auspacken ein Schatz nach dem anderen zum Vorschein kam. Die Freude ist riesengroß.
Ein inniger Dank gilt an dieser Stelle natürlich besonders Herrn Ehlen für sein weites Herz für die Kinder. Auch allen anderen Spendern sei gedankt, die unsere Schule immer wieder mit Zuwendungen unterstützt haben und unterstützen.
Manja Grundl